Im Sommer 2000 bin ich in die USA gereist, um als Bridesmaid an der Hochzeit einer Freundin teilzunehmen. Auf der Reise durfte ich ein RAOK erleben, welches mich bis heute begleitet und auch Auslöser für die Idee mit Smilebringers war.
Die Umstände
Ich landete in Newark Airport am späten Nachmittag und nahm mir einen Mietwagen. Mein Ziel war, durch Manhattan bis ans andere Ende von Long Island in die East Hamptons zu fahren. Dies bedeutete, dass ich sowohl den Hudson River als auch den East River zu überqueren hatte, beides Strecken, bei denen Maut fällig sind. As ich mich ins Auto setzte, hatte ich jedoch noch nicht an die Maut gedacht und hatte auch keine US-Dollar an mir, nicht einen Cent. Vielleicht hast du jetzt schon eine erste Ahnung von was kommt, vielleicht gibt aber auch noch einen Twist bei der Story.
Eine Metropole wie New York hat immer viel Verkehr, doch auch hier gibt es Rush-Hour-Zeiten und da gehört unter der Woche der späte Nachmittag dazu. An meine Geld-Situation dachte ich erst, als der Verkehr immer langsamer wurde und begann sich zu den Mautkabinen hin aufzuteilen. Obwohl in den USA Kartenzahlungen bereits allgemeiner Standard waren, an der Mautstelle konnte man damals noch nicht mit Karten bezahlen. Und so kam es, dass ich mich in einer Autokolonne befand, die letzte Ausfahrtsmöglichkeit verpasst hatte und wir uns unaufhaltbar, aber auch ewig langsam auf die Mautkabinen zu bewegten.
Der innere Druck
Je mehr ich drüber nachdachte, was passieren würde, desto mehr nahm der innerliche Druck bei mir zu. Ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass ich ja wohl nicht die Erste sein konnte, der das passierte. Das Problem war, dass alle Lösungen, die ich mir erdenken konnte, darauf hinausliefen, dass meine persönlichen Daten festgehalten werden müssen. Das wiederum bedeutete, dass mindestens die ersten sechs Wagen hinter mir nicht mehr auf eine andere Mautkabine ausweichen konnten und hinter mir festsitzen würden, bis ich weiterfahren kann. Oje, die potenzielle peinliche Schmach und das Mitgefühl für die anderen Fahrer setzten mir damals arg zu. Heutzutage könnte ich das lockerer nehmen und würde sagen „that’s life“.
Ein zufälliger Akt der Freundlichkeit
Natürlich ging es dann ganz anders aus, wie du sicherlich schon vermutest. Als ich zur Mautkabine vorfuhr, meine vorbereitete Erklärung schon auf der Zunge liegend, meinte der Kassier zu mir, der Fahrer vor mir hätte die Maut für mich schon ausgelegt und ich könnte durchfahren. Der Fahrer vor mir war schon weg und wird wohl auch nie rausfinden, was für einen Unterschied er an diesem Tag mit dieser Aktion für mich gemacht hat. Der Fahrer ließ ausrichten, er habe kürzlich das Buch „Pay it Forward“ gelesen und hofft ich bin inspiriert, die gute Tat ebenso weiter vorwärtszutragen.
Pay it Foward – Das Glücksprinzip
Der Film zum Buch erschien noch im gleichen Jahr, in diesem spielt Kevin Spacey einen Lehrer, der seine Schüler dazu auffordert, zu überlegen wie sie die Welt Veränderung können, und es auch zu tun. Einer der Schüler kommt auf die Idee, dass er eine gute Tat für drei Leute macht, die es brauchen können, mit der Hoffnung, dass jeder von diesen es ebenfalls wieder an drei neue Leute weitergeben wird. Durch eine kontinuierliche Weitergabe könne so eine soziale Bewegung entstehen, welche die Welt zu einem besseren Ort macht.
Der Ripple-Effekt: Forschungen bestätigen, ein kleiner Akt der Freundlichkeit kann sich positiv auf bis zu drei weitere Menschen übertragen.
Ich selbst war damals begeistert von dem Konzept, aber wohl doch noch nicht so weit, es auch wiederholt zu leben. Erst einige Jahre später begegnete ich dann RAOKs und es fruchtete zugleich, war der Samen ja bereits vor Jahren gepflanzt. Seither ist für mich immer klarer geworden, dass eine konkrete Idee in dem Erlebnis steckt, doch erst als ich auf Andrea in Wien traf, ist die Idee Smilebringers geboren worden.
„Liebe wird nicht zurückgezahlt, Liebe wird vorwärts gezahlt.“ – Lily Hardy Hammond, 1916